Gold in Zinserhöhungsphasen

Die Inflationsraten sind 2022 hierzulande und in den USA auf den höchsten Stand seit über 40 Jahren gestiegen, und ein Ende dieser Entwicklung ist noch nicht abzusehen. Angesichts des wachsenden Inflationsdrucks hat die US-Notenbank im März daher mit der ersten Anhebung des Leitzinses seit 2018 (um 0,25 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent) die Zinswende eingeleitet und gleichzeitig weitere Zinsschritte angekündigt. Das bedeutet:

Theoretisch sollten sich Zinserhöhungen negativ auf die Entwicklung des Goldpreises auswirken, zumal das gelbe Edelmetall bekanntlich keine Zinsen abwirft. Demnach müssten steigende Zinsen die Goldnachfrage dämpfen – so zumindest die landläufige, weit verbreite Meinung. Doch das ist eine sehr verkürzte Sichtweise, die einer näheren Überprüfung nicht standhält. Denn:

Realzinsen bleiben auf lange Sicht negativ

Die angekündigten Zinsanhebungen bleiben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hinter der fortschreitenden Inflation zurück, da es nicht im Interesse der Notenbanken liegt, den laufenden Wirtschaftsmotor abzuwürgen. Schon allein deshalb dürften die Realzinsen, also die erzielbaren Zinserträge abzüglich der immer höheren Teuerungsraten auf lange Sicht deutlich negativ bleiben. Dazu kommt, dass es sich bei Gold um die Krisenwährung schlechthin handelt, die gerade in inflationären und geopolitisch schwierigen Zeiten ihre Stärken voll ausspielt. Werfen wir dazu einen Blick auf die Zinsanhebungsphasen der vergangenen 50 Jahre:

Performance von Gold und S&P 500 in US-Zinsanhebungsphasen

US-Fed Zinsanhebungsphase Leitzinsanhebung Performance
Beginn Ende Anzahl Zinsschritte von bis Gold (in USD) S&P500
31.03.1972 25.04.1974 11 4% 11% 261,0% -16,5%
31.07.1977 18.03.1980 21 4,75% 16,50% 233,2% 5,3%
04.02.1994 01.02.1995 7 3% 6% -3,0% 0,1%
30.06.2004 30.06.2006 17 1% 5,25% 55,2% 11,3%
17.12.2015 21.12.2018 9 0,25% 2,50% 19,8% 18,4%
Quelle: US Federal Reserve Bank, vwd-Portfolio-Manager, eigene Berechnungen

Seit 1972 lassen sich fünf große Zinserhöhungszyklen feststellen. In den 1970er-Jahren während der Ölkrise drehte die US-Notenbank zwei Mal kräftig an der Zinsschraube. 1994/95 versuchte die Fed aufkommende Inflationssorgen aufgrund einer überhitzten US-Konjunktur mit Zinsanhebungen im Keim zu ersticken. Der erste Zinserhöhungszyklus in diesem Jahrtausend war von 2004 bis 2006 zu verzeichnen. Zuletzt wurden die Leitzinsen zwischen 2015 und 2018 in neun Schritten wieder angehoben, nachdem die Notenbanken das Zinsniveau zuvor infolge der weltweiten Finanzkrise auf den tiefsten Stand aller Zeiten gesenkt hatten. Wie Gold in den fünf Zinsanhebungsphasen seit 1972 abgeschnitten hat, lässt sich in obiger Tabelle auf einen Blick erkennen:

Überdurchschnittlich Gold-Performance in Zinsanhebungsphasen

In vier von fünf Zinsanhebungszyklen hat der Goldpreis (in US-Dollar) deutlich zugelegt und mit Ausnahme des Zeitraumes 1994/1995 den marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 klar outperformt. In den 1970er-Jahren, als der US-Leitzins sogar auf bis zu 16,5% hochgeschraubt wurde, hat Gold bspw. von 1972 bis 1974 rund 261% gewonnen, während der S&P 500 um 16,5% zurücksetzte.

Zinsanhebungsphase 1972-1974
Quelle: boerse.de

Als die US-Leitzinsen zwischen 1977 und 1980 angehoben wurden, verzeichnete der Goldpreis ein Plus von 233% im Vergleich zu lediglich +5,3% beim S&P 500.

Zinsanhebungsphase 1977-1980
Quelle: boerse.de

Genauso hatte das edle Metall auch in den Zinserhöhungsphasen nach der Jahrtausendwende gegenüber dem marktbreiten US-Index die Nase vorn. So kletterte der Goldpreis zwischen 2004 und 2006 um 55,2%, also um fast fünf Mal so viel wie der S&P 500 (+11,3%).

Zinsanhebungsphase 2004-2006
Quelle: boerse.de

Und auch in der bislang letzten Zinsanhebungsperiode zwischen 2015 und 2018 stiegen die Goldnotierungen mit +19,8% um 1,4 Prozentpunkte mehr als jene des S&P 500. Das zeigt:

Zinsanhebungsphase 2015-2018
Quelle: boerse.de

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